„Wenn ich groß bin, werde ich Mitropa-Aschenbecher“.

Negativtuning 5.0 – Ich arbeite mit dem was übrig bleibt

Geschichte wäre nicht Geschichte, wenn es nicht eine Fortsetzung gäbe. Negativtuning ist keineswegs eine abwertende Bemerkung, sondern eher als konstruktiver Vorschlag zu sehen. Ursprünglich wollte ich überhaupt kein Industriebecken anfassen, geschweige denn, ein Tetra AquaArt-Aquarium 20 Liter  tunen. Doch irgendwie hatte sich bereits ein Plan in meinem Kopf festgesetzt. Ein Plan, dieses Aquarium leistungsstärker zu machen. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion beginnen, warum ein Industriebecken nicht ausgereift ist. Sie endet in der Preispolitik.  Ich verändere die Dinge einfach.

Dunkelzonen im Nano Aquarium

Bei genauer Betrachtung des Tetra AquaArt-Aquariums fiel mir auf, das Teil ist etwas schwach auf der Brust. Die Fakten: Das Leuchtmittel kann nur begrenzt das Innere effektiv ausleuchten. Genauer gesagt, im linken- und rechten Teil der Grundfläche gibt es Dunkelzonen. Warum? Die Kompaktleuchtstoffröhre ist zu knapp bemessen. Einen Teil der Abdeckung nehmen bereits der Sockel des Leuchtmittels und die Unterbringung des Vorschaltgerätes in Anspruch. Nun hat so eine Lampe zwar einen gewissen Abstrahlwinkel an Licht, jedoch taugt der bei einer 11 Watt Kompaktleuchtstoffröhre bei weitem nicht. Des weiteren ist der luftbetriebene Innenfilter mit Luftheber und Filterpatrone völlig unbefriedigend. Die Zuverlässigkeit und Lautstärke der Membranpumpe geben erst recht Grund zum Mangel.   Ich will mehr Filtervolumen, mehr biologische Oberfläche für Bakterien. Oder funktioniert ein Garnelenaquarium anders als ein Fischaquarium? Bestimmt nicht – Stoffwechsel bleibt Stoffwechsel. Also umbauen die Kiste!

Negativtuning 5.0 – Ich arbeite mit dem was übrig bleibt

Diesmal bau ich jedoch nicht zusätzliche Leuchtmittel ein, sondern reduziere nur die Grundfläche. Negativtuning im positiven Sinn. Dadurch verändere ich gleich mehrereBild: Negativtuning / Tetra AquaArt-Aquarium 20 Liter mit nachgerüstetem Zweikammerfilter Faktoren: Das Licht-Wasserverhältnis, bezugnehmend auf die zu bepflanzende quadratische Grundfläche, wird positiver. Das Filtervolumen (vorher war es ein kleiner Schwamm, jetzt sind es 5,03 Liter) wird erhöht. Die um sich laufende Wassermenge wird bei dem gesamten Umbau nur unwesentlich geschmälert. Bild: Negativtuning / Tetra AquaArt-Aquarium 20 Liter mit nachgerüstetem Zweikammerfilter. Der Filter selbst, das Herzstück des Aquariums, nimmt ein Drittel der Grundfläche in Anspruch und besteht aus zwei großzügig bemessenen Teilen:  Die Ansaugkammer, der größere Teil des Filters, mit Oberflächen- und Bodenabsaugung. Zwei zum U-Profil zugeschnittene  Schwämme übernehmen die Vorfilterung. Der Platz für einen Heizstab ist ebenfalls vorgesehen (ich überlass ungern etwas dem Zufall). Bild: Negativtuning / Seitenansicht auf den Zweikammerfilter in einem 20er Tetra AquaArt-Aquarium. Die Pumpenkammer wurde so konzipiert, dass das Wasser zwangsgeführt von unten angesaugt wird. Es bleibt also noch genügend Platz für zusätzliche Filtermedien, die dem Abbau von Nitrat und Phosphat dienen. Die Förderpumpe sitzt kurz unterhalb der Wasseroberfläche. Sie ist selbstverständlich regelbar und sorgt  für eine sanfte Oberflächenbewegung.

Hamburger Matte

Bild: Negativtuning / Die Rückseite eines Hamburger Mattenfilters mit eingesetztem Lifter-Mini.Bild: Negativtuning / 50er Aquarium mit luftbetriebenem Hamburger Mattenfilter, so wie es in meiner Zuchtanlage zum Einsatz kommt.Die weniger aufwändige Variante für die Filterung von kleinen und größeren Aquarien ist die Hamburger Matte. Die Hamburger Matte kommt in vielen Zuchtaquarien oder Zuchtanlagen zum Einsatz.  Die Matte kann seitlich über die Tiefenseite oder über die gesamte Längsseite des Aquariums angebracht werden. Etwas größer geschnitten, verspannt sie sich selbst. Für die Luftförderung gibt es Luftheber in unterschiedlichen Größen, je nach Fördermenge.

Anstiftung zum Warentest

Wenn ich mir im Anschluss noch ein wenig konstruktive Kritik erlauben darf – Kritik über Mitbewerber, die ebenfalls Nano Cubes ins Rennen schicken, die allesamt ihre Macken haben. Preise spielen bei dieser Bewertung keine Rolle.

Wave-Box 26, der Firma Amtra

„Wenn ich groß bin, werde ich Mitropa-Aschenbecher“. Ein Vergleich aus der guten alten Ostzeit zu Brillengläsern, mit denen sie die Taiga anzünden konnten, so stark ist deren Vergrößerung. Die seitlich gebogenen Wände des Nano-Aquariums verzerren den Blick derartig, dass der Betrachter den Eindruck bekommt, er sei besoffen. Der Filter ist für Zwergäffchen geschaffen – deren Hände mögen vielleicht in die zu schmal bemessenen Kammern hineinkommen. Ansaugschlitze sind so groß bemessen, das kleinere Garnelen unweigerlich mit angesaugt werden – sie aus der Ansaugkammer wieder herauszubekommen ist ein Kunststück – na ja, Aquarianer sind erfinderisch. Innerhalb des ersten halben Jahres wechselt der Besitzer mindestens einmal das Leuchtmittel und zweimal die Förderpumpe. Nach einem Jahr hat der Besitzer die Schnauze voll und schmeißt das Teil in die Mülltonne – gut, das es so klein war. Fazit: Das Ding taugt in der Wurzel nichts! Verklebung des Kunststoff-Filtermoduls mangelhaft (der konventionelle Aquariensilikon geht keine dauerhafte Verbindung mit dem Glas ein). Wenn Sie Pech haben, löst sich das gesamte Filtermodul von der Rückwand ab, so wie das vor Jahren bei den Juwel-Innenfiltern passiert ist. Inzwischen hat Juwel das Problem erkannt und verwendet einen vernünftigen Kleber. Amtra ist da etwas schwer- und dickfelliger. Die gekapselte Beleuchtung radiert sich selbst aus, weil die Wärme nicht abgeführt werden kann. Die kleine Förderpumpe in der Pumpenkammer stammt aus einer Billigproduktion, sie gibt zu schnell ihren Geist auf.

Das Dennerle Nano-Aquarium  Das Becken für die kaufkräftigere Klientel

Suggestion kommt vor Bewunderung! Abgesehen von seinem primitiven oberen Abschluss, sind die gebogenen Wände weniger schlimm – sie verzerren den Blick nicht so gravierend. Die Komponenten lassen mit zunehmender Größe (10, 20, 30, 60 Liter) zu wünschen übrig. Das Licht- Wasserverhältnis leidet. Oder ist die anvisierte, kaufkräftigere Klientel genau so verblödet, wie das kaufbewusste Publikum? Bei diesem Satz sollte sich keiner der User angesprochen fühlen – dieser Satz ist ein Appell an die Industrie, endlich ihre Hausaufgaben zu machen. Nebenbei bemerkt, die Aufsetzlampe entwickelt einen eigenartigen Kapillareffekt, wenn der Wasserstand zu hoch ist und die Strömung der Pumpe das Wasser gegen die Rückwand drückt – dann zieht die aufgeschraubte Halterung das Wasser heraus, ähnlich wie bei unausgereiften Abdeckungen,  an deren Außenwänden hässliche Kalknasen entlanglaufen. Der Innenfilter ist eine Prothese – Filtervolumen gleich Null. Das Filtervlies im Inneren taugt bestenfalls für die mechanische Filterung. Bei diesem Aquarium muss der Bodengrund den größten Teil der biologischen Filterung leisten. Zwei kleine Wasserwechsel ( 1/3 Becken ) pro Woche sind absoluter Satz, denn die kleineren Volumen reagieren äußerst sensibel auf starke Wasserbelastung.

Fazit: Ein Aquarium mit Hindernissen und Aufrüstungsbedarf bei den größeren Volumen.

Das neue Hagen Edge, das Becken des Todes „An der Realität vorbei“

Gasaustausch an der Oberfläche komplett in Frage gestellt. Freiheit den Gummiknochen. Bei der Einrichtung diese Aquariums braucht der Besitzer spezielles Equipment, Gummiknochen, um die rechten Winkel zu passieren und in meinem Fall starke Nerven – Blechtonne auf, reinwerfen und sicherheitshalber zuschweißen. Die Beleuchtung eine Katastrophe. Mit den neuen LED-Lampen sieht es etwas heller aus – ein begrenztes Pflanzenwachstum ist möglich. Für Garnelen ist dieses Volumen kein dauerhafter Lebensraum. Sobald die Umgebungstemperatur rapide ansteigt, sinkt der Gasaustausch über die Wasseroberfläche – die Garnelen sterben reihenweise. Fazit: Außen hui – innen pfui. Für die hochgeistigen Formulierungen auf der Verpackung, um das Produkt zu bewerben, bekommt die Firma Hagen einen Nobelpreis! Von einer komplett integrierten Halogenbeleuchtung und einem leistungsstarken Filter ist da die Rede. Zwei Halogenbirnchen und ein Huckepackfilter sind das Auspackerlebnis. Jungs, bleibt auf dem Teppich und hört auf die Leute zu verscheißern.

Eheim Aqua Style 16/24/35 Sauber von der Konkurrenz gelernt

Erstmal geschaut was die anderen machen – aus deren Fehler gelernt und ein völlig überarbeitetes Zubehör auf den Markt gebracht. Am Becken gab es nichts zu verbessern! Ich hab das 16er Teil mal getestet und für gut befunden. Die Internodienabstände der Pflanzen (Knotenabstände bei schnellwüchsigen Pflanzen) sind ultrakurz, was auf eine ausgewogenes Licht- Wasserverhältnis hinweist. Die Filter- Lichtkombination ist gut händelbar und wird vermutlich in vielen anderen Nano-Aquarien zum Einsatz kommen. Zusatzverkäufe schon mal garantiert.:-) Die Pflanzen habe ich täglich mit einem Flüssig CO 2 Dünger gedüngt und einmal die Woche  einen 50 %igen Wasserwechsel mit 80 % Osmosewasser und 20 % Leitungswasser gemacht. Eisen- und Mineraliendünger dürfen natürlich nicht fehlen und müssen wohldosiert hinzugegeben werden. Einzig und allein die Beleuchtung hielt nicht ihre versprochenen 20000 Betriebsstunden. Nach einem halben Jahr quittierte die Lampe ihren Dienst. Woran es jetzt wirklich lag, kann ich ich nicht genau sagen. Ob es jetzt das Vorschaltgerät oder nur die Lampe war, kann nur durch ein gründliche Nachforschung herausgefunden werden. Meistens liegt die Ursache im Totalausfall von LED-Leuchten eher am Netzteil, als an der LED. Kondensatoren, die zum Einsatz kommen, um die geregelte Kleinspannung zu glätten, unterliegen einer hohen thermischen Belastung. Sind die Kondensatoren von einer minderen Qualität, altern sie schnell. Demzufolge kann der Ausfall der Stromversorgung nicht der LED angelastet werden. Alles in allem ist das neue Eheim Nano-Set trotzdem empfehlenswert. Fazit: Vorsicht bei den größeren Volumen 24/35 Liter. Hier könnte das Licht- Wasserverhältnis grenzwertig werden.

Tetra AquaArt-Aquarium

Zum Schluss, die Tetra Riege „Beim Tausch der Abdeckungen sind wir ganz kulant“, obwohl wir wissen, dass wir Schrott verkaufen. Es geht mit einem leichten Flackern los – die Beleuchtung quittiert langsam ihren Dienst. Zuerst wird das Leuchtmittel getauscht – Umsatz schon mal garantiert – doch halt, die Beleuchtung war es nicht – immer noch dunkel. Starter – Vorschaltgerät? Deckel! Zum Glück haben wir das Teil mit Scharnieren versehen – die Stifte darin lassen sich leicht entfernen und schon kann der gesamte Deckel gewechselt werden – Gelber Sack Soll erfüllt – Mittwoch kommt die Müllabfuhr.

Man spricht dabei von Lochfraß!

Ganz übel wird es, wenn der chinesische Freund die Kunststoff-Mischung verändert hat. Dann hält die gekapselte Beleuchtung nicht ihr TÜV-Versprechen. Wasser dringt ein. Die unten abgebildete Abdeckung kam kurz vor Ablauf der Garantie (das sind 2 Jahre) zurück ins Geschäft. Der Kunde monierte zu Recht. Tetra zeigte sich in diesem Fall sehr kooperativ – die   Abdeckung wurde getauscht.

Bild: Negativtuning / Kunststoffmischung ist nicht UV-beständigBild: Negativtuning / Kunststoffmischung ist nicht UV-beständig.Bild: Negativtuning / Kunststoffmischung ist nicht UV-beständig.Bild: Negativtuning / Kunststoffmischung ist nicht UV-beständig.

Leises Garnelensterben

Eine wichtige Sache möchte ich hier noch hinzufügen, die ich jedoch mit meinen begrenzten Messmethoden nicht nachweisen kann. Eine genaue toxikologische Untersuchung könnte Aufschluss geben. Und zwar betrifft es die neue Generation der Tetra AquaArt-Aquarien mit T-5 Technologie. Ausgerüstet sind diese Aquarien mit einem Reflektor, der für eine höhere Lichtausbeute sorgt. Was nicht zum Schaden sein sollte. Trotzdem ist genau dieser Reflektor vermutlich für ein massenhaftes Sterben von Garnelen verantwortlich! Das Material dieses Reflektors ist derart mangelhaft, dass bereits nach kurzer Zeit das Material zu korrodieren beginnt und mit dem abtropfenden Kondenswasser ins Aquariumwasser gelangt. Nicht so schlimm, denken vielleicht einige Aquarianer – wenn da nicht das leise und qualvolle Sterben der Garnelen wäre, die sich scheibchenweise eine Schwermetallvergiftung zuziehen. Nach Entfernung des Reflektors und mehreren großzügigen Wasserwechseln hörte das Sterben auf. Vielleicht sollte Tetra hier mal etwas nachhaken und die Geschichte untersuchen. Fazit: Die Bewunderung eines Produktes ist von der Blödheit seiner Käufer abhängig. Zum Thema Aluminium gibt es einen Film im Internet! Die Akte Aluminium. Einigen Verbrauchern dürfte da himmelangst werden. 

P.S. Ich habe mir diese Dinge hier nicht ausgedacht…

…es sind Beobachtungen und Erfahrungen, die ich mit all diesen Becken gemacht habe, weil ich die Möglichkeit hatte, sie zu testen. In Langzeittests stellten sich die Probleme heraus. Und es waren bestimmt nicht alles Montags-Aquarien. Die Gespräche mit der Industrie waren weniger erfolgreich, die Ausreden immer die selben (schlechte Charge, wir haben keinerlei schlechte Erfahrungen, sie sind der einzige usw). Am Ende hatte ich den Kanal voll und ging über die Fachzeitschriften, die den ein oder anderen Beitrag von mir veröffentlichten. Ich merkte jedoch, wie voreingenommen und wie bestechlich diese Redaktionen sind. Es geht hier um viel Geld pro Jahr – Werbebudget ist der Magnet, der zählt viel mehr als freie Tatsachenberichte. Ich habe bewusst nicht Meinung geschrieben – Meinungen spiegeln nicht Tatsachen wieder. Die Tatsachen im Zoofachhandel sehen eher traurig aus. Der deutsche Zoofachhandel wird als Werkzeug missbraucht. Und über eins müssen Sie sich im Klaren sein liebe Leser, Sie werden immer der Versuchsidiot der Industrie sein!

Die Liste der klein bleibenden Fische

Spätestens seit der Interzoo 2006 in Nürnberg ist es klar, die Nano’s oder Miniaquarien halten auch in die  Süßwasser Aquaristik ihren Einzug. Was in den USA schon vor Jahren mit Nanoriffaquarien begann und sich einer stetig wachsender Fangemeinde erfreut, von Daniel Knott in der 14. Ausgabe der Koralle 2002 sehr schön beschrieben wurde, erfährt jetzt in Deutschland seine Renaissance.

Zurzeit werden diese kleinen Volumen noch als Garnelen- und Krebsaquarien angeboten. Ich nehme mal an, dass dies eine reine Vorsichtsmaßnahme ist, weil die gesetzlichen Grundlagen für diese kleinen Behälter noch nicht vernünftig definiert wurden, was die Besitzer dieser kleinen Aquarien nicht davon abhält, Garnelen und Fische zu kombinieren. Um letztere soll es auch in diesem Artikel gehen.

Denn auch ich habe 2004 angefangen kleine Nano’s zu entwickeln, zu bauen, einzurichten und mit Lebewesen zu besetzen. Diese Lebewesen waren schon damals vorwiegend kleine Fische und eine geringfügige Anzahl von Garnelen. Ein guter Einstieg in die Nano – Aquaristik sind die Boraras-Arten mit 2-2,5 cm Länge. Mit der Publikation darüber musste ich schon etwas vorsichtiger umgehen um nicht Ärger zu bekommen. Nichtsdestotrotz besetzte ich meine Aquarien mit Fischen und war ständig auf der Suche nach interessanten Tieren. Als selbständiger Zoofachhändler bekam ich natürlich auch regelmäßig die aktuelle Stockliste meines Zierfischgroßhändlers. Doch seltsamerweise fand ich darauf sehr wenig klein bleibende Fische, die geeignet wären um Nano’s zu besetzen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Tiere nicht regelmäßig beziehbar sind. Was also tun? Eine Recherche im Internet  brachte etwas Licht ins Dunkel. Ich entdeckte eine Liste mit kleinen Fischen. Jetzt bekam ich erstmal einen Überblick, wie viele es überhaupt gibt. Von A wie Adrianichthyidae bis T wie Trichomycteridae sind eine ganze Reihe von Fischen dabei, die selbst ich noch nicht mal ansatzweise kannte.

Interessant sind die „Top Ten“ der Kleinsten der Kleinen, die oft unter zwei Zentimeter Länge bleiben, aber nur in Ausnahmefällen im Handel zu bekommen sind. Da ist zum Beispiel „Paedocypris progenetica“ das zurzeit kleinste Wirbeltier der Welt, der zu den Cypriniden zählt. Einige seiner Eigenschaften lassen ihn eher als Larve erscheinen und nicht als ausgewachsenes Tier. „Danionella species“ der Kristallbärbling zählt ebenfalls zu den kleinsten Süßwasserfischen, jedoch nur sehr selten im Handel anzutreffen. „Pandaka pygmaea“ die Zwerggrundel lebt in Flüssen, Flussmündungen und Mangrovengebieten auf den Philippinen, Singapur und in Indonesien. Sie fühlt sich in Brack- und Meerwasser gleichermaßen wohl. „Oryzias minutillus“ der Zwerg-Reiskärpfling lässt oft den Eindruck entstehen, er wäre ein Jungfisch anderer Arten, obwohl er gut erkennbar an seinen blauen Augen und dem blauen Strich hinter den Kiemen ist.

„Scoloplax empousa“ ein dämmerungs- und nachtaktiver Luftatmer der Klarwasserzonen, der im Bodengrund nach Mückenlarven sucht und sich bei Störungen im Bodengrund eingräbt. „Lepidarchus adonis“ der Adonissalmler bevorzugt eine dichte Bepflanzung, sehr weiches Wasser, feinstes Lebend- und Trockenfutter und gilt als äußerst anspruchsvoll. „Odontocharacidium aphanes“ der zornige Zwergpfeilsalmler hält sich meist in Pflanzen versteckt und schwimmt bedächtig hin und her, kann jedoch bei Bedarf pfeilschnell durchs Wasser flitzen. „Barboides gracilis“ der vermutlich kleinste Cyprinide Afrikas ist in der Haltung relativ unproblematisch und eignet sich sehr gut zur Vergesellschaftung mit anderen kleinen Fischen. „Boraras spec. South Thailand“ der eine dichte Bepflanzung, weiches,  gut temperiertes Wasser und Kleinstfutter bevorzugt.

Die gesamte Liste ist nebenbei bemerkt fingerdick, zu einigen Tieren sind kaum Informationen verfügbar. Andere wiederum sind in Atlanten gut beschrieben. Einige eignen sich sogar hervorragend als Kaltwasserfische, sind leicht zu züchten. Andere dagegen sind recht aggressiv. Aber abgesehen von all ihren Eigenschaften bleibt immer noch ein Wermutstropfen – die Beschaffbarkeit. Auf einige wird man wohl gänzlich verzichten müssen, weil sie nicht gefangen werden dürfen, aufgrund ihrer Seltenheit oder Populationsdichte. Die Naturentnahme ist streng verboten. Viele der Fische sind im Fachhandel selten oder kaum länger verfügbar. Das meiste wird man wohl über private Züchter beziehen müssen.

Einen Aspekt gibt es noch zu beachten, denn dieser gilt speziell für den Zoofachhandel und seine Verkaufsanlagen. Hier beginnt nämlich das Dilemma. Die Verkaufsanlage ist nicht für die Kleinsten der Kleinen geschaffen. Das ist ein absolutes Mango. Das beginnt schon damit, wenn die Neonsalmler mal kleiner ausfallen als gewohnt. Überlaufkämme, Ansaugschlitze, Ansaugkörbe, Ansauggitter werden zur Bedrohung für diese kleinen Lebewesen. Weil sie schlichtweg angesaugt werden und zwangsläufig im Filterbecken landen, wo sie oftmals nicht bemerkt, oder nur mit Mühe wieder heraus gefangen werden können. Auf die Dauer macht das natürlich keinen Spaß. Entweder die Anlage wird entsprechend improvisiert, oder die Tiere in anderen Aquarien untergebracht, wo sie nicht Gefahr laufen im Filter zu landen, oder sie verschwinden von der Bildfläche und tauchen nie wieder auf.

Vielleicht sollten  Firmen, die derartige Anlagen planen und bauen auf dieses Problem reagieren und nicht nur standardisierte Sachen verbauen. Andererseits muss man sich auch fragen – interessiert die das überhaupt. Ich kann mich noch gut an den Wortlaut unseres Aquarienanlagenbauers erinnern als wir ihn fragten, wie er darauf reagieren würde, wenn er merkt, dass der Auftrag vor Planungsfehlern strotzt. Er führt den Auftrag aus, ohne den Kunden darauf hinzuweisen. Die Antwort war für meine Begriffe verantwortungslos, vielleicht hat er auch schon vor längerer Zeit einfach resigniert. Ich denke eher letzteres. Noch schlimmer ist es, wenn man sich auf die Erfahrungen eines Fachmannes verlässt und dieser die Anlage plant und sie am Ende nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Und sich herausstellt, dass das ganze eine Fehlplanung war und die Anlage nur eingeschränkt und mit Abstrichen betrieben werden kann.

Ich denke mal, so hat jeder Zoofachhändler seine Erfahrungen sammeln können, die, wenn sie von der Industrie abgerufen würden, sehr nützlich sein könnten.