Neueinrichtung eines Aquariums (2006)

Wie aus einem hässlichen Entlein…“
…oder wie aus einem vernachlässigten Aquarium ein echtes Schmuckstück wurde.

Ausgangssituation

Im Gespräch mit einer Freundin erfuhr ich beiläufig, dass ihr Sohn ein Aquarium besaß, sich jedoch kaum darum kümmerte. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, das Becken abzubauen und die verbliebenen Fische kurzerhand zu entsorgen. Nach einer Besichtigung am 1. August 2006 konnte ich ihre Frustration gut nachvollziehen.

Der erste Eindruck: Ein Fall für den Neuanfang

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Ein 80 cm Juwel Aquarium mit einer 18 Watt Leuchtstoffröhre auf 96 Liter Wasser. Das nenne ich mal Licht- Wasserverhältnis :-( (2006).

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Diese Aquarium war nur noch ein Zustand, völlig vernachlässigt. Der fehlende Wasserstand spricht Bände. Die lieblose arrangierte Geröllhalde ist ein weiteres Zeugnis für die Unfähigkeit des Besitzers.

Das Aquarium befand sich in einem stark vernachlässigten Zustand – ein trauriger Anblick. Der abgesenkte Wasserstand sprach für sich, und die willkürlich aufgeschichtete Geröllhalde zeugte von wenig Sachverstand und Engagement des damaligen Besitzers. Ich bot an, das Aquarium grundlegend umzugestalten. Nach Zustimmung der Mutter übernahm sie offiziell das Becken – und entwickelte sich rasch zur begeisterten Aquarianerin.

Steckbrief des Aquariums:

  • Maße: 80 x 30 x 40 cm (ca. 96 Liter)

  • Beleuchtung: 1 x 20 Watt T8 Leuchtstoffröhre (Aqua Glo)

  • Filter: Alter Innenfilter, stark veraltet und laut (Marke unleserlich)

  • Heizung: Nicht vorhanden

  • Einrichtung: Grotten-Puzzle-Dekoration, kunststoffbeschichteter Quarzkies, einige Welse

Die Verwandlung beginnt

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Ein von Arnold Design Aquarien entwickelt und nachträglich eingebauter Dreikammerfilter in einem 96 Liter Juwel Aquarium mit nun 12 Liter Filtervolumen (2006).

Das Aquarium erhielt einen maßgeschneiderten, fest verbauten Dreikammer-Innenfilter von Arnold Design Aquarien mit einem Gesamtvolumen von 12 Litern. Die mittlere Kammer (etwa 4 Liter) nahm das Filtermaterial auf. Die äußeren Kammern dienten als Ansaug- und Pumpenkammer; letztere konnte bei Bedarf zusätzlich mit Spezialmedien wie Torf oder Aktivkohle bestückt werden. Der Heizstab wurde dezent in der Ansaugkammer integriert.

 

Beleuchtung und Hintergrund

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Eine Beleuchtung wie sie in jedem Aquarium verbaut sein sollte. Nachgerüstet wurden 2 x 20 Watt T8 Arcadia Freshwater Leuchtstoffröhren (2006). Die Abdeckung wurde mit einem Glomat-2-Bausatz (Hagen) modifiziert und konnte nun zwei zusätzliche 20-Watt-Arcadia Freshwater-T8-Röhren aufnehmen – ein echtes Upgrade in Sachen Lichtversorgung und ein großer Fortschritt gegenüber dem ursprünglichen Zustand. Die Rückwand erhielt einen satten, blauen Anstrich mit Acrylfarbe, aufgetragen mit einer feinen Schaumstoffrolle. Vorteil: Acrylfarbe lässt sich bei Nichtgefallen rückstandslos entfernen.

Auch die Unterlage wurde ausgetauscht: Statt eines Handtuchs kam nun eine 4 cm starke Styroporplatte zum Einsatz, farblich passend in Blau. .

Die sichtbare Technik wurde ästhetisch verdeckt: Die Filterkammer wurde mit Folie kaschiert, sodass der Heizstab nur noch schemenhaft zu erkennen war.

Die Bepflanzung – Schritt für Schritt

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Ein von Arnold Design Aquarien im Vorfeld erstellter Pflanzplan für die Neugestaltung eines 96 Liter Juwel Aquariums (2006).Am 18. Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Abzüglich des Filters blieben 70 x 30 cm Grundfläche für die Bepflanzung übrig. Die Bepflanzung kann sich sehen lassen (2006).August 2006 erfolgte die Bepflanzung gemäß einem zuvor erarbeiteten Pflanzplan. Das Ergebnis: ein harmonisches, natürlich wirkendes Becken – aus dem „hässlichen Entlein“ war ein stattlicher „Schwan“ geworden.

Nach einer dreiwöchigen Einfahrphase – konservativ, aber bewährt – konnten die ersten Fische einziehen.

Erstbesatz – Leben kehrt ein

IBild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Nach der 3-wöchigen Einfahrphase zogen die ersten Algenfresser ein (2006).n der vierten Woche nach dem Umbau war es so weit: Die ersten Bewohner, sechs Otocinclus (Ohrgitter-Harnischwelse), wurden eingesetzt. Während der Einfahrzeit wurden wöchentliche Teilwasserwechsel durchgeführt. Ab der zweiten Woche kam Eisendünger zum Einsatz – nicht nur zur Förderung des Pflanzenwachstums, sondern auch zur Unterstützung der Vermehrung nitrifizierender Bakterien, die auf Eisen angewiesen sind. Das Ergebnis: kein nachweisbares Nitrit, optimale Bedingungen für den Erstbesatz.


Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Einzug eines Schwarms Schwarzer Phantomsalmler (2006).Eine Woche später folgte ein kleiner Schwarm schwarzer Phantomsalmler (9 Tiere), bei denen sich bereits die Geschlechter anhand der Flossenfärbung unterschieden. Noch eine Woche darauf kamen 20 Rote Neons (Cheirodon axelrodi) sowie einige in Quarantäne gehaltene Panzerwelse hinzu.

Das Becken hatte nun eine ausgewogene Besatzstruktur und strahlte jene Ruhe und natürliche Harmonie aus, die das Wesen eines gut eingerichteten Aquariums ausmacht.

Ein Bonbon zum Schluss

Was noch fehlte, war das gewisse Etwas – das „Sahnehäubchen“. Vielleicht ein Pärchen Schmetterlingsbuntbarsche? Wir werden sehen, wohin die Reise noch führt.

Geschichte wäre nicht Geschichte …

wenn es nicht auch die andere Seite gäbe – die, über die man lieber schweigt, wenn Probleme auftreten oder Selbstzweifel aufkommen.

Was auf Bildern oft perfekt erscheint – ein makelloses Aquarium mit üppigem Pflanzenwuchs und kristallklarem Wasser – spiegelt selten die Realität wider. Denn was man nicht sieht, ist der Aufwand, die Mühe, die Rückschläge. Und genau davon soll hier die Rede sein.

Ein neues Aquarium – mit Startschwierigkeiten

Bild: Neueinrichtung eines Aquariums (2006) / Ein Blick über die Diagonale in das Innere des neu bepflanzten Juwel Aquariums (2006).Die Geschichte beginnt mit der Einrichtung eines Aquariums für eine Kundin. Es sollte ein Vorzeigeprojekt werden – ästhetisch, gepflegt, stabil. Doch das Becken durchlief, wie jedes neue Aquarium, eine sogenannte Einfahrphase – und diese verlief anders als geplant.

 

 

Das Problem mit dem Wasser

In Ribnitz-Damgarten ist das Leitungswasser nicht ideal für die Aquaristik. Deshalb hatte ich mit der Kundin vereinbart, Regenwasser in einer Regentonne zu sammeln, um es später mit Leitungswasser zu verschneiden. Eine gute Lösung – theoretisch.

Praktisch jedoch tauchten Probleme auf: Wo sollte die Regentonne aufgestellt werden? Woher nehmen? Und vor allem: Warum dieser ganze Aufwand? Für die Kundin war der Nutzen nicht greifbar – trotz ausführlicher Vorgespräche. Sie war ohnehin eher unfreiwillig zur Aquarianerin geworden.

Ein zäher Start

Schließlich kam es beim nächsten Wasserwechsel zum ersten Einsatz von Regenwasser – allerdings erst zwei bis drei Wochen nach der Einrichtung. Das Aquarium war inzwischen stark mit grünen Fadenalgen belastet. Weil ich die Entwicklung bereits auf meiner Webseite dokumentiert hatte, konnte ich die Kundin natürlich nicht alleinlassen. Ich versprach, sie durch diese schwierige Phase zu begleiten.

Was folgte, war eine schrittweise Umstellung der Wasserparameter – mit viel Improvisation. Da keine geeigneten Transportbehälter vorhanden waren, musste ich auf Eimer mit verschlossenen Plastiktüten zurückgreifen. Es funktionierte. Das Wasser landete schließlich im richtigen Mischverhältnis im Aquarium: 3 Teile warmes Leitungswasser, 7 Teile Regenwasser (auf einen 10-Liter-Eimer gerechnet).

Geduld ist gefragt

Woche für Woche besserte sich der Zustand. Die Algen begannen zu verschwinden – aber nur langsam. Nach zehn Wochen waren sie immer noch nicht ganz verschwunden. Zwar ließen sie sich gut absaugen, kehrten aber nach wenigen Tagen zurück.

Ab der dritten Woche hatte ich mit dem ersten Fischbesatz begonnen – behutsam, um das biologische Gleichgewicht nicht zu überfordern. Auch die Fütterung sollte kontrolliert erfolgen – doch hier zeigte sich ein weiteres Problem: Das richtige Maß ist für einen Laien schwer zu erkennen.

Überfütterung – ein unterschätztes Risiko

Trotz Dosierlöffel wurde großzügig gefüttert – zu großzügig. Die Fische sahen hungrig aus, was zu Überfütterung führte. Organische Belastung stieg, das Wasser reagierte entsprechend. Ein Blick in die Futterdose genügte mir, um zu sagen: „Maß halten!“

Denn: Die meisten Fische sterben nicht an Altersschwäche, sondern an Herzverfettung.

Der Wendepunkt

Nachdem wir auch dieses Problem in den Griff bekommen hatten, machte die Pflege des Aquariums endlich Freude. Und dann, plötzlich, waren die Fadenalgen verschwunden – von einer Woche zur nächsten. Ab diesem Punkt lief alles wie am Schnürchen. Kindergeburtstag, könnte man sagen – mit Topfklopfen inklusive.

Ich bereitete die Kundin darauf vor, das Aquarium künftig selbstständig zu betreuen. Sie hatte sich wohl bereits daran gewöhnt, dass jemand anderes den Job übernahm – verständlich, aber auf Dauer nicht tragbar. Es wurde Zeit, Verantwortung zu übernehmen.

Fazit: Verantwortung übernehmen

Was möchte ich mit dieser Geschichte sagen?

Aquaristik ist kein Selbstläufer. Jeder, der sich auf dieses Hobby einlässt, muss bereit sein, Verantwortung zu tragen – für sich selbst und für die ihm anvertrauten Tiere. Man muss Zusammenhänge erkennen, Prozesse verstehen und sich auf die Herausforderungen einlassen, die dazugehören.

Ende der Geschichte.