Schwerpunkt Aquaristik

„Wir müssen die Begeisterung für das Tier kommunizieren“. Zitat pet 11/2006.

Ich denke nicht, dass die Ursache im falschen Vertrieb von Aquarien und Zubehör liegt. Sicher ist der Verkauf von Komplettsets im Aldi oder Lidl nicht besonders Verkaufs fördernd für die Zoofachhandlungen, die gern dieses Geschäft mitgenommen hätten. Jedoch eins ist klar, der Kunde wird keineswegs die Fachberatung im Discounter suchen, sondern den nächsten Zoofachhandel ansteuern, um dort den Rest für sein billig erstandenes Komplettset zu holen.

Schwerpunkt Aquaristik – Das Zusatzgeschäft

In diesem Fall sollte der Zoofachhandel gut vorbereitet sein und dieses so genannte Zusatzgeschäft mitnehmen. Gerade mit dem Zubehör bzw. mit der Grundausstattung ist doch das meiste Geld verdient. Der Kunde benötigt Nährboden, Kies, Pflanzen, Wurzeln, diverse andere Einrichtungsgegenstände etc. Statt dem Kunden böse zu sein, dass er sein Aquarium woanders gekauft hat, sollte sich der Zoofachhandel lieber darauf  konzentrieren genau diese Kunden an die Hand zu nehmen, damit  von Anfang an eine erfolgreiche Aquaristik ohne Rückschläge garantiert wird.

Aquaristik ohne Rückschläge!

Das kann folgendermaßen geschehen. Sobald der Kunde bei mir im Geschäft ist muss ich mich speziell auf sein Aquarium einstellen. Das heißt, abgesehen von all den Dingen die noch zu einem Aquarium gehören, das ich die Bepflanzung genau auf seine Beleuchtung abstimme. Hierzu sind natürlich entsprechende Kenntnisse seitens des Verkäufers notwendig. Meistens beginnt hier schon das Dilemma.

Wir gehen jetzt einfach mal von einer positiven Situation aus, von einem gut geschulten Verkäufer aus, der sich auch in seiner Freizeit mit dieser Thematik auseinandersetzt, sich weiterbildet, Zusammenhänge in der Wasserchemie erkennt, physikalische Gesetzmäßigkeiten berücksichtigt und die Biologie nicht aus dem Auge verliert. Genau mit so einem Verkäufer haben wir es jetzt zu tun.

Den Kunden an die Hand nehmen

Im optimalsten Fall nimmt der Verkäufer  den Kunden an die Hand, wählt die Pflanzen für ihn aus, erklärt ihn auch warum keine anderen in Frage kommen, bewahrt ihn somit schon vor ersten Rückschlägen bezüglich vergammelter Pflanzen. Der nächste Schritt ist ein Pflanzplan, so dass der Kunde nachvollziehen kann, wo welche Pflanze gesetzt wird. Kein Standardwerk, immer speziell für den jeweiligen Kunden. Der spätere Fischbesatz sollte im Vorfeld auch geklärt sein.

Nun das Wichtigste von allem, ein Pflegeplan für den Kunden, aus dem hervorgeht, was die nächsten 3 Wochen zu tun ist, bevor die ersten Fische eingesetzt werden. Der Pflegeplan kann ohne weiters ein Standardwerk sein, der bereits als gedruckte DIN A4 Version bereitliegt. Platz für zusätzliche Eintragungen, wie die Beleuchtungsstärke, Röhrenanzahl, Beleuchtungsdauer, Düngezugaben in ml sollten freigelassen werden, weil diese bei jedem Kunden und Aquarium individuell sind. Wasseraufbereiter, Bakterienstarter, Pflanzendünger sollten mit eingetragen sein, so stellt sich im nach hinein nicht mehr die Frage: was nehmen?

Schwerpunkt Aquaristik – Wassertest

Ganz wichtig ist die Geschichte des Wassertest, auch dieser Hinweis gehört in den Pflegeplan. Der Kunde sollte sich die wichtigsten Tests selber kaufen und testen. Aber nicht mit dem klassischen Steifen, sondern mit genaueren Flüssigtests. Unmerklich übernimmt der Kunde so immer mehr die Verantwortung für sein Aquarium. Wir sind immer noch beim Pflegeplan, der so gestaltet ist, dass der Kunde bis zur 5. Woche begleitet wird. Die ersten 3 Wochen sind die Kritischsten. Sie beinhalten die Einfahrphase, erste Algenbildung, Nitritanstieg zu Nitratumwandlung.

Was ist eine seriöse und langfristige Kundenbeziehung?

Keineswegs sollte dem Kunden vorgaukelt werden, er könne bereits nach 24 Stunden Fische einsetzen. Ich halte diese Variante für unseriös und fahrlässig. Es ist mir auch völlig Wurst, dass es Präparate gibt, die ausloben, dass es möglich wäre.

Ich persönlich benutze sie nicht. Ich erkläre lieber dem Kunden, dass es sinnvoller ist, sein Aquarium auf normale Weise einfahren zu lassen. Selbstverständlich dürfen biologische Starter verwendet werden, die die Bakterien unterstützen, aber nicht um die Natur zu manipulieren. Nach 3 Wochen, nachdem auch die Pflanzen etwas festgewurzelt sein sollten, macht man gemeinsam mit dem Kunden noch mal ein Wassertest, um sicher zu stellen, dass gefahrlos die ersten Algenfresser eingesetzt werden können. Der Kunde kommt immer noch zu mir. Warum? Er hat Vertrauen zu mir. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, woanders hinzugehen.

Kundenbindung und Vermeidung von Bonbongläsern

Die Geschichte geht weiter: Die ersten Algenfresser 6 Otocinclus schwimmen bereits im Aquarium, dem besagten Billigset. Warum Otocinclus? Weil die nicht so groß werden, wie der klassische Antennenwels und mit zunehmenden Alter faul. Eine Woche Pause, dann können die nächsten Fische eingesetzt werden. Das Aquarium bekommt Stück für Stück Wasserbelastung. Es ist wichtig, dass der Kunde diesen Vorgang begreift. Im Normalfall würde jetzt jeder Kunde dazu übergehen, sein Bonbonglas zu kreieren, drastischer ausgedrückt, von jedem Dorf nen Köter. Theoretisch könnte er das so tun, praktisch jedoch greif ich in das Geschehen ein. Denn hier läuft der Kunde Gefahr, durch Unkenntnis gravierende Fehler zu machen. Ich stell ein paar gezielte Fragen bezüglich der Fischprioritäten, in welche Richtung es gehen soll, finde dabei heraus, welche Fische sind Nummer 1, Nummer 2 usw. Nummer 1 sind zum Beispiel der rote Neonsalmler.

Nun die obligatorische Frage des Kunden „wie viel kann ich davon nehmen oder wie viel sollten es sein, obligatorische Antwort 6 -10. Was sagt der Kunde? „Dann nehm ich mal 6 rote Neon“, damit noch Luft für genügend andere Fische ist, denn er hat in seinem Kopf immer noch das bunte Bonbonglas. Einzelfall? Nein, jahrelange Erfahrung, täglich im Zoofachhandel erlebt. Also was tun? Dem Kunden mal eine völlige neue Aquaristik vorstellen, einen geistigen Film vor seinen Augen  ablaufen lassen, wie das Aquarium mit 20 roten Neon aussieht, in Kombination mit 13 schwarzen Phantomsalmlern, plus ein Pärchen friedliche Schmetterlingsbuntbarsche, so dass am Ende ein gesunde Harmonie entsteht.

Das ist die Aufgabe des Zoofachhandels, den Kunden auf diese Weise zu lenken, ihm zu zeigen, dass es auch anders geht, ihm auch mehrere Varianten aufzuzeigen, so dass er sich nicht festgenagelt sieht, selbst entscheiden kann, aber immer mit hilfreicher Unterstützung. Daran muss unser Zoofachhandel sehr intensiv arbeiten.

Schwerpunkt Aquaristik – Langfristiges Vertrauen aufbauen

Habe ich jetzt den Kunden so weit, dass er mir gänzlich vertraut, kann ich weiter mit ihm arbeiten. Nun zeige ich ihm die Möglichkeiten, wie er sein Aquarium tunen kann, um es leistungsstärker zu machen, denn er hat in der Zwischenzeit mitbekommen, dass es auch andere Pflanzen gibt, die so ganz anders aussehen, die in seinem Aquarium nicht stehen, er aber gerne hätte. Ich zeige ihm jetzt, wie er sein Becken mit Beleuchtung nachrüsten kann, vorher zeige ich ihm ein Aquarium, in dem dies schon serienmäßig eingebaut ist. Der Kunde begreift, er möchte auch so ein Aquarium. Das Budget sagt momentan nein, der Gedanke aber reift.

Bild: Schwerpunkt Aquaristik / Glomat 2 mit 20W Leistung, 2 Arcardia Freshwater und 2 Reflektoren von JuwelNun denn, rüsten wir erstmal sein kleines Aquarium auf. Als Zoofachhändler war und ist dies für mich kontinuierliche Realität. Ich habe in einem Jahr 50 Aquarien aufgerüstet. Die Bausätze (Glomat 1 und 2, elektronische Betriebseinheit für 1 oder 2 Leuchtstoffröhren) der Firma Hagen boten sich dafür wunderbar an. Die ersten Umbauten dauerten ca. 20-30 Minuten, mit der Zeit entwickelte ich dafür eine regelrechte Routine, so dass der Umbau später  nur noch wenige Minuten in Anspruch nahm. Der Umsatz ging natürlich entsprechend nach oben, sowohl in der Kasse, als auch der Ware. Der Bausatz liegt im Verkauf zwischen 25-30 Euro, je nach Ausführung, hinzukommen die Röhren und Reflektoren, so dass am Ende 60-120 Euro zu Buche standen. Den Einbau habe ich bei diesen Größenordnungen gratis gemacht, quasi als Dienstleistung.

Es war eine Freude, den Vorher – Nachher Effekt vorzuführen und dabei den Kunden zu beobachten. Die Investition war schnell vergessen, was folgte waren Resultate. Umgestaltung des Aquariums mit sensibleren Pflanzen und die Bereitschaft für weitere Investitionen, sprich CO 2 Anlage, Futterautomat und all die Sachen, die ein gut sortierter Fachhandel zu bieten hat.

Fazit: Der Kunde muss nur an die Hand genommen werden, ich muss in der Lage sein, meine Begeisterung für dieses wunderbare Hobby auf den Kunden übertragen zu können. Das allerwichtigste jedoch ist: Den Kunden nicht zu verscheißern und mal ruhig das ein oder andere Produkt, von dem ich nicht so überzeugt bin, wegzulassen. Ich denke langfristige, seriöse Geschäfte mit dem Kunden sind auf die Dauer besser, als das unsaubere kurze Geschäft.

 

Aquariendekoration aus Kunststoff

Was der Mensch braucht, soll er haben!

Bild: Aquariendekoration aus Kunststoff / Erik Maik Arnold, der kreative Kopf von Arnold Design Aquarien. Neben ihm steht sein Design Aquarium Foxtrott - Haus am See. Bepflanzt mit Aquariumpflanzen von Tropica. Aquariendekoration aus Kunststoff ist heute aus den meisten Zoohandlungen nicht mehr wegzudenken. Sie gehört zum festen Bestandteil des klassischen Zusatzverkaufs. Für mich war es damals  um so befremdlicher, als ich in das Becken einer Verkaufsanlage schaute. Ein miniaturisierter Sarg ging, angetrieben durch Luft, auf und zu. Im Inneren des Sarges lag ein Gerippe. Völlig konsterniert betrachtete ich diese Kulisse, die so gar nichts mit einem Aquarium zu tun hatte.

Quadratmeterfressende Regale, voll gestopft mit Aquariendekoration aus Kunststoff. Von A wie Amphitheater, Automobil, Amphora bis W wie Wunderlampe, Wasserschloss ist alles dabei. Und als ob eins nicht gereicht hätte, gibt es fünf Meter weiter gleich ein Zweites. Kann mir mal jemand verraten, was das Zeug im Aquarium zu suchen hat. – Nichts! Geht es unserem Zoofachhandel so schlecht, dass wir jetzt Plan B einsetzen? Mein Gott hab ich mir gedacht, da geht sie hin, die gute alte Aquaristik – den Bach hinunter.

Aquariendekoration aus Kunststoff – Die Verunglimpfung der Aquaristik nimmt ihren Lauf

Bild: Aquariendekoration aus Kunststoff / Fass mit KrabbeBild: Aquariendekoration aus Kunststoff / Getuntes 60er Waterhome SetAls vor 10 Jahren die ersten Schatztruhen und Rum-trinkenden Gerippe mit Schwertern zwischen ihren Rippen auftauchten war für mich klar, ich bin kein Fan von Aquariendekoration aus Kunststoff. Das hat sich bis heute nicht geändert. Ich frage mich ernsthaft, wo es wohl auf einer internationalen Messe den größeren Menschenauflauf geben würde, an dem Stand von Herrn Amano, wenn er ein Aquarium auf konventionelle Art und Weise  einrichtet oder auf dem Messestand, der mit Dingen gespickt ist, die die Welt der Aquaristik nicht braucht?

Aquaristik mit Leidenschaft

Die volle Aufmerksamkeit des Kamerateams genießt nur ein Mensch. Der, der begriffen hat, was Aquaristik wirklich ist. Wo wollen zukünftig hin? Zur Naturaquaristik oder zur futuristischen Welt des Kunststoffmülls? Oder ist Aquariendekoration eine Form der Entwicklungsstufe, die jeder Aquarianer machen muss? Nein, nicht jeder – nur die, die es ohnehin nicht begreifen. Müssen wir jeden Mist mitmachen, der aus den Staaten rüberschwappt? Es ist mir auch völlig Wurst, dass Atlantis im Meer versunken ist und somit unter anderem vielleicht Quelle der Inspiration für ein neues Nischenprodukt war.

Bedürfnisse durch Suggestion wecken

Bild: Aquariendekoration aus Kunststoff  / AmphitheaterBedürfnisse mit Aquariendekoration aus Kunststoff wecken und Bedürfnisse befriedigen sind zweierlei Paar Schuhe. Bedürfnisse durch Suggestion zu wecken ist der falsche Weg. Hier geht die Schere der Vernunft langsam auseinander. Doch was ist richtig und was ist falsch? Wahrscheinlich liegt das immer im Auge des jeweiligen Betrachters. Das Argument, es gibt immer Leute denen so etwas gefällt, ist schlichtweg Scheiße.

Was wollen wir? Wollen wir schon unseren Kindern vermitteln, Aquaristik wäre Kasperletheater? Oder wollen wir unseren Kindern beibringen, dass es sich hier um ein ernstzunehmendes Hobby handelt, in dem Naturwissenschaften vordergründig sind und nicht Kamikazebomber. Klar wollen unsere Kinder  die Aquariendekoration aus Kunststoff haben, weil sie für deren Begrifflichkeit gut aussehen aber weiß ein Kind wirklich, was in ein Aquarium hineingehört? Wissen die Erwachsenen es überhaupt oder haben sie bereits vergessen, was der Grund für dieses Hobby war. Dieses Kunststoffzeug ist eher was für den Kunstgewerbeladen oder was weiß ich aber nicht für den Zoofachhandel.

Aquaristik muss Aquaristik bleiben!

Ich habe als Kind schon begriffen, dass Aquaristik Aquaristik bleiben muss und nicht kommerzielles Trittbrett für Aquarienmüll. Aber offensichtlich haben einige Firmen hier eine Marktlücke entdeckt, die es zu stopfen gilt. Firmen, die absolut nichts von Aquaristik verstehen, maßen sich an, hier mitmischen zu wollen. Die Strategie ist auch aufgegangen. Es hat keiner bemerkt, dass man gut und gern auf den Kunststoff verzichten kann. Gut gemacht meine Herren und Damen, weiter so. Wir sind auf dem besten Weg auch dieses Hobby zu verunglimpfen. An dieser Stelle vielleicht gleich ein Tipp. Fangt doch schon mal an künstliche Fische herzustellen. Wir werden sie brauchen. Wenn schon alles den Bach hinunter geht, dann wenigstens mit Stil.

Bild: Aquariendekoration aus Kunststoff / Ein Schiffswrack aus KunststoffIch denke nicht, dass ich mit dieser Meinung alleine dastehe. Es gibt bestimmt noch mehr, die genauso denken wie ich. Aber viele Händler sind schon abhängig von diesen so genannten Zusatzverkäufen, haben keine Alternative. Zumindest denken sie das.

Alternativen aufzeigen

Unter Alternative meine ich ein schön eingerichtetes und beleuchtetes Aquarium. Mit etwas Glück findet man so ein Aquarium in guten Geschäften, meistens jedoch nicht, oder das Vorzeigeobjekt ist total veralgt. Die Aussage eines Zoofachhändlers aus meiner Gegend Zitat: „Die Leute kaufen das Zeug wie verrückt, das geht bei mir am besten“. Wenn ich mich in dem Laden etwas genauer umschau, wird mir auch klar, warum?

Bild: Aquariendekoration aus Kunststoff / Pharaonen aus Kunstoff für die Aquaristik

Nicht ein einziges Schauaquarium befindet sich in dem Laden. Wie will man da Fachberatung machen? Wäre es nicht besser, an zwei drei Vorzeigeaquarien die Beratung zu machen. Dem Kunden mal zu zeigen,  wie Aquaristik funktionieren kann. An Aquarien unterschiedlichen Standards mal zu demonstrieren, was alles machbar ist. Vom normal betriebenen Aquarium, bis hin zum voll aufgerüsteten Volumen. Aufklärung meine Damen und Herren heißt das Zauberwort. Die Entwicklung mit den Dingen die die Welt nicht braucht ist zwar nicht mehr aufzuhalten, denn sie sind nun mal da aber wir können die Richtung angeben, wo wir hinwollen. Es gibt so viele Dinge in der Aquaristik zu verbessern – fangen wir doch erstmal damit an. Dieser Bedarf ist da, ihn zu befriedigen braucht es Jahre und verschafft dem Zoofachhandel volle Kassen. Dazu muss der Zoofachhandel intensiv mit seinen Kunden arbeiten. Das dauert oftmals mehrere Monate, bis der Kunde begriffen hat, worum es geht. Ist er nach dieser Zeit immer noch mein Kunde, bleibt er es in der Regel auch. Das heißt, ein Stück weit Verantwortung übernehmen.

Die Liste der klein bleibenden Fische

Spätestens seit der Interzoo 2006 in Nürnberg ist es klar, die Nano’s oder Miniaquarien halten auch in die  Süßwasser Aquaristik ihren Einzug. Was in den USA schon vor Jahren mit Nanoriffaquarien begann und sich einer stetig wachsender Fangemeinde erfreut, von Daniel Knott in der 14. Ausgabe der Koralle 2002 sehr schön beschrieben wurde, erfährt jetzt in Deutschland seine Renaissance.

Zurzeit werden diese kleinen Volumen noch als Garnelen- und Krebsaquarien angeboten. Ich nehme mal an, dass dies eine reine Vorsichtsmaßnahme ist, weil die gesetzlichen Grundlagen für diese kleinen Behälter noch nicht vernünftig definiert wurden, was die Besitzer dieser kleinen Aquarien nicht davon abhält, Garnelen und Fische zu kombinieren. Um letztere soll es auch in diesem Artikel gehen.

Denn auch ich habe 2004 angefangen kleine Nano’s zu entwickeln, zu bauen, einzurichten und mit Lebewesen zu besetzen. Diese Lebewesen waren schon damals vorwiegend kleine Fische und eine geringfügige Anzahl von Garnelen. Ein guter Einstieg in die Nano – Aquaristik sind die Boraras-Arten mit 2-2,5 cm Länge. Mit der Publikation darüber musste ich schon etwas vorsichtiger umgehen um nicht Ärger zu bekommen. Nichtsdestotrotz besetzte ich meine Aquarien mit Fischen und war ständig auf der Suche nach interessanten Tieren. Als selbständiger Zoofachhändler bekam ich natürlich auch regelmäßig die aktuelle Stockliste meines Zierfischgroßhändlers. Doch seltsamerweise fand ich darauf sehr wenig klein bleibende Fische, die geeignet wären um Nano’s zu besetzen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Tiere nicht regelmäßig beziehbar sind. Was also tun? Eine Recherche im Internet  brachte etwas Licht ins Dunkel. Ich entdeckte eine Liste mit kleinen Fischen. Jetzt bekam ich erstmal einen Überblick, wie viele es überhaupt gibt. Von A wie Adrianichthyidae bis T wie Trichomycteridae sind eine ganze Reihe von Fischen dabei, die selbst ich noch nicht mal ansatzweise kannte.

Interessant sind die „Top Ten“ der Kleinsten der Kleinen, die oft unter zwei Zentimeter Länge bleiben, aber nur in Ausnahmefällen im Handel zu bekommen sind. Da ist zum Beispiel „Paedocypris progenetica“ das zurzeit kleinste Wirbeltier der Welt, der zu den Cypriniden zählt. Einige seiner Eigenschaften lassen ihn eher als Larve erscheinen und nicht als ausgewachsenes Tier. „Danionella species“ der Kristallbärbling zählt ebenfalls zu den kleinsten Süßwasserfischen, jedoch nur sehr selten im Handel anzutreffen. „Pandaka pygmaea“ die Zwerggrundel lebt in Flüssen, Flussmündungen und Mangrovengebieten auf den Philippinen, Singapur und in Indonesien. Sie fühlt sich in Brack- und Meerwasser gleichermaßen wohl. „Oryzias minutillus“ der Zwerg-Reiskärpfling lässt oft den Eindruck entstehen, er wäre ein Jungfisch anderer Arten, obwohl er gut erkennbar an seinen blauen Augen und dem blauen Strich hinter den Kiemen ist.

„Scoloplax empousa“ ein dämmerungs- und nachtaktiver Luftatmer der Klarwasserzonen, der im Bodengrund nach Mückenlarven sucht und sich bei Störungen im Bodengrund eingräbt. „Lepidarchus adonis“ der Adonissalmler bevorzugt eine dichte Bepflanzung, sehr weiches Wasser, feinstes Lebend- und Trockenfutter und gilt als äußerst anspruchsvoll. „Odontocharacidium aphanes“ der zornige Zwergpfeilsalmler hält sich meist in Pflanzen versteckt und schwimmt bedächtig hin und her, kann jedoch bei Bedarf pfeilschnell durchs Wasser flitzen. „Barboides gracilis“ der vermutlich kleinste Cyprinide Afrikas ist in der Haltung relativ unproblematisch und eignet sich sehr gut zur Vergesellschaftung mit anderen kleinen Fischen. „Boraras spec. South Thailand“ der eine dichte Bepflanzung, weiches,  gut temperiertes Wasser und Kleinstfutter bevorzugt.

Die gesamte Liste ist nebenbei bemerkt fingerdick, zu einigen Tieren sind kaum Informationen verfügbar. Andere wiederum sind in Atlanten gut beschrieben. Einige eignen sich sogar hervorragend als Kaltwasserfische, sind leicht zu züchten. Andere dagegen sind recht aggressiv. Aber abgesehen von all ihren Eigenschaften bleibt immer noch ein Wermutstropfen – die Beschaffbarkeit. Auf einige wird man wohl gänzlich verzichten müssen, weil sie nicht gefangen werden dürfen, aufgrund ihrer Seltenheit oder Populationsdichte. Die Naturentnahme ist streng verboten. Viele der Fische sind im Fachhandel selten oder kaum länger verfügbar. Das meiste wird man wohl über private Züchter beziehen müssen.

Einen Aspekt gibt es noch zu beachten, denn dieser gilt speziell für den Zoofachhandel und seine Verkaufsanlagen. Hier beginnt nämlich das Dilemma. Die Verkaufsanlage ist nicht für die Kleinsten der Kleinen geschaffen. Das ist ein absolutes Mango. Das beginnt schon damit, wenn die Neonsalmler mal kleiner ausfallen als gewohnt. Überlaufkämme, Ansaugschlitze, Ansaugkörbe, Ansauggitter werden zur Bedrohung für diese kleinen Lebewesen. Weil sie schlichtweg angesaugt werden und zwangsläufig im Filterbecken landen, wo sie oftmals nicht bemerkt, oder nur mit Mühe wieder heraus gefangen werden können. Auf die Dauer macht das natürlich keinen Spaß. Entweder die Anlage wird entsprechend improvisiert, oder die Tiere in anderen Aquarien untergebracht, wo sie nicht Gefahr laufen im Filter zu landen, oder sie verschwinden von der Bildfläche und tauchen nie wieder auf.

Vielleicht sollten  Firmen, die derartige Anlagen planen und bauen auf dieses Problem reagieren und nicht nur standardisierte Sachen verbauen. Andererseits muss man sich auch fragen – interessiert die das überhaupt. Ich kann mich noch gut an den Wortlaut unseres Aquarienanlagenbauers erinnern als wir ihn fragten, wie er darauf reagieren würde, wenn er merkt, dass der Auftrag vor Planungsfehlern strotzt. Er führt den Auftrag aus, ohne den Kunden darauf hinzuweisen. Die Antwort war für meine Begriffe verantwortungslos, vielleicht hat er auch schon vor längerer Zeit einfach resigniert. Ich denke eher letzteres. Noch schlimmer ist es, wenn man sich auf die Erfahrungen eines Fachmannes verlässt und dieser die Anlage plant und sie am Ende nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Und sich herausstellt, dass das ganze eine Fehlplanung war und die Anlage nur eingeschränkt und mit Abstrichen betrieben werden kann.

Ich denke mal, so hat jeder Zoofachhändler seine Erfahrungen sammeln können, die, wenn sie von der Industrie abgerufen würden, sehr nützlich sein könnten.